- reitz-heike
- 27. Sept.
- 3 Min. Lesezeit

Auszüge aus dem Hinterländer Anzeiger, veröffentlicht am 26.09.2025:
„Starkes Signal“: Kreis übernimmt Krankenhaus in Biedenkopf
aus Insolvenz des DRK-Krankenhauses in Biedenkopf
Das DRK-Krankenhaus in Biedenkopf hat eine Zukunft. Der Kreistag hat am Freitag, 25. September 2025, mehrheitlich beschlossen, dass der Landkreis Marburg-Biedenkopf das Krankenhaus übernimmt. Ab 2026 wird der Kreis das Krankenhaus als Hinterland-Klinik weiterführen.
Nach emotionaler Debatte: Der Kreistag Marburg-Biedenkopf beschließt die Übernahme des insolventen DRK-Krankenhauses in Biedenkopf einstimmig. Eine Fraktion enthält sich.
Biedenkopf. „Lasst uns ein starkes Signal nach Biedenkopf senden“ – das haben am Freitag im Kreistag des Landkreises Marburg-Biedenkopf die Redner gleich mehrerer Fraktionen gefordert. Sie warben dafür, dass der Landkreis das insolvente Biedenkopfer DRK-Krankenhaus übernehmen und ab 2026 in Eigenregie als Hinterland-Klinik weiterbetreiben soll.
Die Debatte war von vielen emotionalen Appellen geprägt, aber auch von der Sorge, dass es dem Kreis in Zukunft womöglich nicht gelingt, das defizitäre Krankenhaus zu stabilisieren. Die Grünen hätten die Klinik-Übernahme deshalb am liebsten noch einmal verschoben.
Aus dem DRK-Krankenhaus wird 2026 die Hinterland-Klinik
Am Ende gelang es dem Kreistag aber doch, jenes „starke Signal“ nach Biedenkopf zu schicken: Einstimmig sprach sich der Kreistag für die Klinik-Übernahme aus – wobei sich die Grünen und eine Abgeordnete der Linken bei der Abstimmung enthielten.
Weg für die Krankenhaus-Übernahme in Biedenkopf ist frei
Peter Hartmann (CDU) erklärte, 66.000 Menschen seien vom Krankenhaus abhängig. 2024 habe die Klinik 3.700 Patienten stationär versorgt. „Mit der Insolvenz drohte eine konkrete Verschlechterung der Versorgung im Hinterland“, so Hartmann. Das Thema betreffe den Landkreis in seiner Gesamtheit. Hartmann: „Wir sichern durch die Übernahme die wohnortnahe ärztliche Versorgung gerade für ältere Menschen und ihre Angehörigen.“ Der Kreis investiere in die Gesundheitsversorgung vor Ort, sichere zugleich Arbeitsplätze und stärke den Wirtschaftsstandort. „Das ist gut und richtig investiertes Geld.“
Das bedeutet der Beschluss des Kreistags zur Übernahme des DRK-Krankenhauses
Der Kreis richtet dazu einen „Eigenbetrieb Hinterland-Klinik Immobilienverwaltung“, der das Krankenhaus-Gebäude kauft, künftig instand hält und für den Klinik-Betrieb zur Verfügung stellt.
Zudem gründet der Kreis eine gemeinnützige Gesellschaft, die „Hinterland-Klinik gGmbH“, die das Krankenhaus betreibt. Die „Hinterland-Klinik gGmbH“ wird dazu das Inventar des Krankenhauses erwerben, die Mitarbeiter und alle laufenden Verträge übernehmen.
Im Kreishaushalt sind für 2025 Mittel von 5,37 Millionen Euro und für 2026 von 3,15 Millionen Euro für die Hinterland-Klinik veranschlagt. Der Kreis geht aktuell davon aus, dass dieses Geld ausreicht, um das Defizit auszugleichen und die mit der Übernahme verbundenen Kosten zu stemmen.
Wie das Krankenhaus, das derzeit die Abteilungen Innere Medizin, Frauenheilkunde, Urologie und Chirurgie, eine Intensivstation und eine zentrale Notaufnahme unterhält, in Zukunft aufgestellt wird, um aus den roten Zahlen zu kommen, ist noch offen.
Auszüge aus der Debatte im Kreistag:
Jürgen Reitz (UWG) bezeichnete die Übernahme-Entscheidung als „historisch“. Er erklärte: „Wir müssen unseren Menschen im Hinterland eine medizinische Versorgung geben, die auch eine Versorgung ist.“ Die Übernahme werde für den Kreis zwar teuer. „Aber es ist gut angelegtes Geld.“ Reitz regte an, dass sich ein Förderverein für das Krankenhaus gründen könnte, der Spenden sammelt und die Gründung einer Stiftung vorbereitet. Die Stiftung könne den Kreis als Träger des Krankenhauses in Zukunft womöglich finanziell entlasten.
Julian Schmidt (AfD) nannte die Entscheidung „die wichtigste und zugleich schwierigste Entscheidung in der Wahlperiode.“ Das Krankenhaus sei unverzichtbar, aber die Übernahme sei für den Kreis mit großer finanzieller Belastung verbunden. Seine Fraktion stimme deshalb unter Bauchschmerzen zu. Schmidt kritisierte, dass die Rettung der Klinik am Ende am Kreis hängenbleibe. „Wir hätten uns mehr Unterstützung von Land und Bund gewünscht.“ Für die Zukunft brauche das Krankenhaus ein klares Konzept, so Schmidt.
Auch die FDP sorge sich wegen der finanziellen Risiken, erklärte Winand Koch. Zugleich sehe seine Fraktion derzeit keine Alternative zur Krankenhaus-Übernahme. „Wir müssen Pionierarbeit machen – zu erheblichen Kosten, die wir nicht kennen.“ Die FDP erwarte, dass der Kreistag in Zukunft regelmäßig über die Entwicklung im Krankenhaus informiert wird. „Es muss transparent dargestellt werden, wie sich die finanzielle und fachliche Lage entwickelt.“ Mittelfristiges Ziel müsse sein, das Krankenhaus zu stabilisieren und an einen privatwirtschaftlichen Betreiber zu verkaufen.
Julian Schmidt (AfD) nannte die Entscheidung „die wichtigste und zugleich schwierigste Entscheidung in der Wahlperiode.“ Das Krankenhaus sei unverzichtbar, aber die Übernahme sei für den Kreis mit großer finanzieller Belastung verbunden. Seine Fraktion stimme deshalb unter Bauchschmerzen zu. Schmidt kritisierte, dass die Rettung der Klinik am Ende am Kreis hängenbleibe. „Wir hätten uns mehr Unterstützung von Land und Bund gewünscht.“ Für die Zukunft brauche das Krankenhaus ein klares Konzept, so Schmidt.
Auch die FDP sorge sich wegen der finanziellen Risiken, erklärte Winand Koch. Zugleich sehe seine Fraktion derzeit keine Alternative zur Krankenhaus-Übernahme. „Wir müssen Pionierarbeit machen – zu erheblichen Kosten, die wir nicht kennen.“ Die FDP erwarte, dass der Kreistag in Zukunft regelmäßig über die Entwicklung im Krankenhaus informiert wird. „Es muss transparent dargestellt werden, wie sich die finanzielle und fachliche Lage entwickelt.“ Mittelfristiges Ziel müsse sein, das Krankenhaus zu stabilisieren und an einen privatwirtschaftlichen Betreiber zu verkaufen. Die öffentliche Hand sollte nicht dauerhaft als Krankenhaus-Betreiber fungieren, so Koch.
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